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Damengedeck 2.0

Eine Zoom-Performance

Fotos: Nathan Dreesen

„Durch Corona hat der Abend noch an Brisanz gewonnen. Natürlich sind die Damen im Luxus-Altersheim privilegiert – und doch ist es ein berührendes Stück Dokumentartheater, ihre kleinen Zimmer zu sehen, sie heiter, trotzig und traurig aus ihren langen Leben erzählen zu hören, von kleinen und großen Kämpfen um Arbeit und Autonomie – und zu sehen, wie sie mit virtueller Hilfe in die Welt treten und ihre Stimme zurückerhalten.“
(taz, 19.5.2020)

Ankündigung

Nach dem Motto »die Zukunft ist weiblich« wagen BKM Performance einen „Anruf in die Gefahrenzone“ — also einen exklusiven Einblick in eine Kölner Senior*innenresidenz. Die Stimmen der Älteren sind schließlich wertvoller denn je. Gemeinsam mit den 70- bis 90-jährigen Bewohnerinnen begeben sich die Künstlerinnen auf einen performativen »Rundgang in die Zukunft«. Sie tauschen die Bühne gegen einen virtuellen Raum, in dem sich das Publikum und die Damen begegnen, denn:

“Die hier lebenden Damen sind mächtige Kämpferinnen. Sie haben Kriege und Männer überlebt, sie haben Karriere gemacht, sie haben gefährliche Sportarten ausgeübt, sie haben Kinder geboren und großgezogen, sie haben sich scheiden lassen, sie haben Sitzungen geleitet und sie sind bereit, sich den Fragen der Zukunft zu stellen.”
Prozess während der Covid-19-Pandemie

Prozess während der Covid-19-Pandemie

Geplant war in Kooperation mit dem Sommerblutfestival ein inszenierter Rundgang mit Publikum durch die Residenz. Die Proben sollten am 27.3.2020 starten. Ab dem 14.3. 2020 war es coronabedingt jedoch nicht mehr möglich mit den Damen persönlich zu sprechen, geschweige denn zu proben, und auch ein Live-Kulturfestival war nicht mehr vorstellbar. Daher wurde „Damengedeck 2.0“ umkonzipiert. Die ursprünglich ortsspezifisch gedachte Performance wurde zu einem digitalen Theatererlebnis via Zoom umgestaltet – das nach wie vor live stattfand. Alle Zuschauenden bekamen bei Buchung des Tickets ein handgefertigtes Päckchen nach Hause geschickt, welches die virtuelle Erfahrung durch eine haptische Ebene ergänzte und das Publikum bei der Performance begleitete. Darin befand sich u.a. ein aufwendig gestaltetes Magazin mit weiterführenden Informationen und Recherche-Material.

Stück

Zwei Zukunftswesen hacken sich aus dem Jahr 2340 durch eine Sicherheitslücke bei ZOOM in die Performance und somit auch in die privaten Zimmer der Bewohnerinnen ein. Die beiden stellen sich als Forscher*innen vor, die das Magazin zur Performance in der Zukunft gefunden haben und leider in ihrem Supranet nichts zu den Biografien der Protagonistinnen finden konnten. Im Sinne der HERstory (im Gegensatz zur früher hauptsächlich praktizierten HISstory) sind sie auf der Su- che nach weiblichen Biografien aus der Vergangenheit. Sie sammeln die Geschichten der weiblichen Menschen als „oral HERstory“ und folgen der Tradition der erzählten Geschichte.

Dafür befragen sie die Frauen zu ihrem Leben und ihren persönlichen Emanzipationsgeschichten. Die beiden Zukunftswesen leiten mit ihren Fragen an die Seniorinnen durch das Stück, bilden den roten Faden durch die diversen Biografien, verbinden die verschiedenen Geschichten von Ermächtigung und rahmen die Vorstellung der starken, älteren Frauen, die in dieser Phase der Pandemie isoliert voneinander und von ihren Angehörigen in ihrer Residenz lebten.

Künstlerische Leitung / Regie / Performance: Ruby Behrmann

Künstlerische Leitung, Regie & Textkomposition: Liliane Koch

Künstlerische Leitung & Szenografie: Theresa Mielich

Schauspiel: Amelie Barth, Emilia Haag

Performance: Roserita Greiner, Monika Krämer, Christine Kleinen-Anders, Ethel Schmidt-Wiking, Antonette Sitzer, Erika, Hedwig Neven DuMont

Projektleitung: Hanna Behr

Outside-Eye: Stawrula Panagiotaki

Musikkomposition & Zoom-Koordination : Rosanna Zünd

Layout & Grafik, Magazin & Logo: Nele Solf

Vorstellungen:

20.05.20,  online

19.05.20,  online

17.05.20,  online

16.05.20,  online

15.05.20,  online

Mit freundlicher Unterstützung des Fonds Soziokultur, der Sommerblut Foundation, des Fonds Kultur und Alter.

In Kooperation mit dem Sommerblut Festival und der Residenz am Dom.